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Träge und müde in der dunklen Jahreszeit: Braucht der Mensch jetzt Winterschlaf?

Mit dem Winter kommt die Trägheit. Die düsteren Tage bringen vielen Gefühle eines „Winterblues“, der fast übergangslos in die „Frühjahrsmüdigkeit“ überzugehen scheint. Doch was steckt dahinter? Sind das vielleicht Anzeichen dafür, dass wir Menschen eigentlich einen Winterschlaf brauchen?

Gedankenexperiment: Wie wäre Winterschlaf bei uns Menschen?

Beim Winterschlaf wird die Körpertemperatur deutlich heruntergefahren, bei Murmeltieren beispielsweise auf kühle 7 bis 9 Grad Celsius. Die schlechte Nachricht daher direkt vorweg: Das würde für uns Menschen den Tod bedeuten – streng genommen können wir also gar keinen Winterschlaf halten.

Wäre die Winterruhe, die manche Tiere halten, eine Alternative für uns? Die Körpertemperatur bleibt hier einigermaßen gleichmäßig, wobei die circa 15-stündigen Schlafphasen durch kurze Nahrungsaufnahmen und Wasserlassen unterbrochen werden. Klingt verlockend für die Überbrückung des Winters? Der Schein trügt aber: Tiere, die Winterruhe halten, wie zum Beispiel das Eichhörnchen, schlafen in dieser Zeit gar nicht. Ihre Hirnaktivität ist verändert, die Situation ist vielmehr ein sparsames „Ausharren“, das sogar anstrengend ist. Das Kuriose: Ein Schlafdefizit entsteht, das bei manchen Tieren nach der winterlichen Ruhephase erst einmal mit einer gehörigen Portion „richtigem“ Schlaf abgebaut werden muss.

War dies in kalten Jahreszeiten aufgrund von schlechten Witterungsverhältnissen und einem verminderten Nahrungsaufkommen dennoch Teil des Lebens unserer ur-menschlichen Vorfahren?

Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür: Mit uns verwandte Affenarten, die eine Winterruhe praktizieren, und auch Knochenfunde sowie Gen-Analysen lassen dies vermuten. Eine finale Antwort kann die Wissenschaft bisher leider noch nicht geben.

So beeinflusst der Winter unseren Schlaf

Winterschlaf oder Winterruhe ist bei uns Menschen also keine Option. Wie erklären sich dennoch diese veränderten Gefühle durch Winterblues und Frühjahrsmüdigkeit? Vergleichsweise einfach: Wir sind tagaktive Säugetiere und nehmen unsere Umwelt am stärksten über die Augen wahr. Unser Schlaf-Wach-Rhythmus richtet sich deutlich nach dem Auf- und Untergang der Sonne: Morgens dominiert blaues Licht, das uns wach macht. Den Abend tönt stärker gelbes und rotes Licht, durch das wir müde werden. Diese im jeweiligen Licht enthaltenen Informationen werden über die Netzhaut der Augen ins Gehirn weitergeleitet. Dort nutzen wir sie zur optimalen Abstimmung der Organe auf die Bedürfnisse der gegenwärtigen Tageszeit. Verkürzen sich nun die Zeiten mit Tageslicht, wie im Winter, passt sich unsere innere Uhr dementsprechend an. Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen in Deutschland im Winter tatsächlich etwa eine Stunde länger schlafen würden, wenn kein Wecker sie weckte.

Aus dem wenigen Winterlicht das Beste herausholen

Wie also den Winterblues reduzieren und mit der Frühjahrsmüdigkeit fertigwerden?

Zwar kann künstliches Licht aus Lampen und LEDs ein Ersatz für die fehlende Sonnenstrahlung sein, aber nicht zu 100 Prozent. Sie decken meist nicht das ganze Farbspektrum des natürlichen Lichts ab und bringen so Augen und Gehirn durcheinander. Für die Verbesserung der Schlafhygiene sollte man so viel „Lichtverschmutzung“ wie möglich vermeiden.

 

Zielführender sind diese zwei Ansätze:

  • Vorhandenes Licht nutzen:
    Je mehr Tageslicht wir in unseren Alltag integrieren, desto besser. Morgens daher lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Vormittags oder in der Mittagspause spazieren gehen und generell mehr in den Himmel schauen: All das stimuliert unsere Netzhaut und macht wach.
  • Körperlich aktiv sein:
    Das lässt sich sehr gut mit dem ersten Ansatz verbinden. Zudem: Bewegung regt Kreislauf und Stoffwechsel an. Gleichzeitig hat das hat einen positiven Einfluss auf den Schlaf – eine Win-Win-Situation.

Mein Fazit: Winterschlaf bzw. Winterruhe helfen uns nicht – im Winter der inneren Uhr den benötigten Freiraum geben dagegen schon. Wenn der Körper im dunklen Winter mehr Schlaf braucht, sollte er diesen auch bekommen. Gegen die Müdigkeit lässt sich aber auch am Tage aktiv viel tun!

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Quellen:

Zerbst M (2022), Simon N (2023), MDR jump (2021), Bartsiokas A & Arsuaga J-L (2020)

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Hallo, ich bin Ingo, Euer wissensdurstiger Schlafforscher

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