Eine Sekunde eingenickt, 33 Meter gefahren: Bei einem Tempo von 120 km/h braucht es weniger als vier Sekunden, um die Länge eines Fußballfeldes zurückzulegen. Eine Strecke, auf der viel passieren kann. Das zeigen etliche Untersuchungen: Sekundenschlaf ist einer der häufigsten Unfallgründe beim Autofahren. Die Ursachen finden sich häufig im Schlafzimmer.
Das Arbeitsschutz- und Gesundheitsunternehmen BAD definiert Müdigkeit und Sekundenschlaf wie folgt: „Unter Müdigkeit versteht man allgemein einen Zustand der Kraftlosigkeit, Antriebslosigkeit und verringerter Aufmerksamkeit. Tritt Müdigkeit in Form von Müdigkeitsattacken auf, dann spricht man von Sekundenschlaf.“ Wir sind dann so müde, dass wir unkontrolliert immer wieder während unserer Tätigkeit für einige Sekunden einschlafen.
Sekundenschlaf wird umso wahrscheinlicher, je müder wir werden. Es ist ein (Not-)Signal des Körpers, dass dieser eigentlich Ruhe braucht. Vielfach tritt Sekundenschlaf daher in Situationen auf, in denen wir schon sehr lange wach oder zu ungewohnten Zeiten aktiv sind – z. B. tief in der Nacht. Aber auch anstrengende und monotone Tätigkeiten sind sehr ermüdend. Besonders stark wirkt zudem Schlafmangel aus: Schlafen wir beispielswiese aufgrund einer Schlafstörung zu wenig oder mit Unterbrechungen, bringt der Schlaf nicht ausreichend Erholung. Dann entsteht ein sogenanntes Schlafdefizit, auf das der Körper mit Müdigkeitsattacken reagiert. Eine häufige Ursache für Störungen der nächtlichen Erholung sind Atemaussetzer (Schlafapnoe), die z. B. durch starkes Schnarchen entstehen können. Sie verringern die Wachsamkeit am Tage und erhöhen so das Unfallrisiko durch Tagesschläfrigkeit und Sekundenschlaf. Hier einige Risikofaktoren für eine gefährliche Schlafapnoe:
Schlafen wir eine Nacht gar nicht, wirkt das auf unseren Körper so ähnlich als hätten wir 1 Promille Alkohol im Blut – also etwa zwei große Biere getrunken. Das ist tückisch, da hierdurch auch unsere Konzentration und Reaktionszeit abnehmen und wir uns tendenziell selbst überschätzen. Studien und Expertenmeinungen deuten darauf hin, dass etwa einer von vier Autounfällen mit Todesfolge auf Einschlafen am Steuer zurückzuführen ist. Jede und jeder vierte der Befragten gab an, schon einmal beim Autofahren eingeschlafen zu sein. Bei schweren Schlafstörungen, die starke Tagesschläfrigkeit und Sekundenschlaf verursachen – wie eine Schlafapnoe –, wird daher sogar gesetzlich die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen entzogen. Erst eine erfolgreiche Behandlung hebt dies auf.
Sekundenschlaf ist wie ein bewusstloser Blindflug im Straßenverkehr. Wie schnell wir bedenkliche Strecken mit dem Auto zurücklegen, zeigt diese Liste:
Im Sekundenschlaf bei 120km/h zurückgelegte Strecke:
1 Sekunde - 33 m
5 Sekunden - 166,7 m
10 Sekunden - 333,3 m
Die üblichen Warnsignale für einen bevorstehenden Sekundenschlaf sind:
Und was hilft nun gehen den drohenden Sekundenschlaf? Die einfache Antwort: Schlafen – der Körper möchte ja das aufgebaute Schlafdefizit reduzieren. Bereits ein kurzer Power-Nap an der Raststätte von 15 – 20 Minuten kann für einige Zeit Abhilfe schaffen. Wird auch noch direkt vor dem Nickerchen Koffein (z. B. Kaffee oder Tee) konsumiert, unterstützt das doppelt: Der Muntermacher wirkt nämlich erst nach circa 30 Minuten, also passend zum Aufwachen. Eine kurze Hilfe sind auch den Körper in Schwung bringende Dehnübungen an der frischen Luft.
Wer jedoch öfter mit Tagesmüdigkeit oder gar Sekundenschlaf zu kämpfen hat, kann mithilfe eines Facharztes dem Problem nachgehen. Liegen Schlafstörungen vor, müssen diese professionell behandelt werden. Dafür eignen sich bei einer Schlafapnoe z. B. CPAP-Masken oder Unterkiefer-Protrusionsschienen (UKPS), die in der Zahnarztpraxis individuell angepasst werden.
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BAD (2023), Hell W (2015), NDR (2022), ADAC (2023), Toronto Western Hospital (2015)
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