Kurios, aber es gibt ihn tatsächlich: den „Mach-Dein-Bett-Tag“. Zu diesem Anlass am 11. September habe ich die Wissenschaft hinter den glattgezogenen Laken unter die Lupe genommen. Mit überraschenden Erkenntnissen: Die kleine Morgenroutine hat Einfluss auf das Tagwerk, den Schlaf und die Gesundheit. Was spricht dafür, was dagegen?
Startsignal für den Tag
Decke aufschütteln, ausbreiten und glattstreichen, aufs Kissen klopfen, fertig. Sein Bett zu machen, dauert keine Minute. Für viele gehören die paar Handgriffe zur Morgenroutine, wie Zähneputzen und duschen. Psychologisch betrachtet ist das genau richtig: Es ist ein Startsignal, den Tag zu beginnen. Schon vor dem Frühstück ist etwas erledigt – das bringt positive Energie, die idealerweise einen Dominoeffekt hat. Denn wer es schafft, morgens die Laken glattzuziehen, entwickelt einen Sinn für Struktur und Ordnung und kriegt sein Tagwerk besser gebacken. Das erklärt der ehemalige Offizier William McRaven in seinem Bestseller „Mach dein Bett“. Die kleine Routine ist für ihn der Schlüssel zu mehr Erfolg im Leben.
Ein gemachtes Bett trägt aber auch zu einer erholsamen Nacht bei. Denn dafür ist neben einer ruhigen Umgebung ohne störende Schnarchgeräusche auch eine ordentliche, harmonische Atmosphäre im Schlafzimmer wichtig. Eine Umfrage der amerikanischen National Sleep Foundation ergab: Wer sein Bett regelmäßig machte, berichtete häufiger von gutem Schlaf als Befragte, die ihr Bett selten oder nie machten. Eine Erklärung könnte sein, dass man es als angenehmer empfindet, in die kühlen, glattgestrichenen Laken eines gemachten Bettes zu schlüpfen als in ein unordentlich chaotisches.
Bett nicht machen, sondern lüften
Nach einer britischen Studie ist es allerdings gesünder, das Bett morgens unordentlich zu lassen. Der Grund sind Hausstaubmilben. Die winzigen Spinnentierchen lieben es warm und feucht. Sie fühlen sich pudelwohl im Bett, in dem man nachts schwitzt und die Hautschuppen verliert, von denen sie sich ernähren. Milben können Allergien verursachen und Symptome wie eine laufende Nase, juckende Augen oder Asthmaanfälle auslösen. Jeder, der an dieser Allergie leidet, weiß, wie unerträglich diese Symptome sein können. Die dafür verantwortlichen Stoffe stecken im Milbenkot, von dem man im Schlaf winzige Partikel mit dem Hausstaub einatmet.
Der beste Schutz ist, die Milben zu reduzieren – und dabei spielen die Bettmach-Gewohnheiten eine Rolle. Auf keinen Fall sollte man die Bettlaken gleich nach dem Aufstehen glattziehen und womöglich noch eine Tagesdecke darüber ausbreiten. Damit wird das feucht-warme Mikroklima der Nacht nämlich konserviert – die Milben überleben und vermehren sich munter.
Mein Fazit
Bleibt das Bett tagsüber ungemacht, können Matratze, Laken, Decken und Kissen trocknen. Das ist gut, denn ohne Feuchtigkeit gehen die Milben ein – und weniger Milben bedeuten weniger allergische Symptome. Wer abends aber nicht in das während des Schlafs zerwühlte, unordentliche Bett steigen will, sollte sein Bett einfach lüften, statt es zu machen. Heißt: Bettdecke zurückschlagen oder ausschütteln und tagsüber aufgeklappt lassen – das lässt die Laken atmen und vertreibt die Milben. Es sieht aufgeräumt aus und wirkt genauso als positives Startsignal in den Tag wie ein akkurat gefaltetes Bett.
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Quellen:
McRaven W (2018), National Sleep Foundation (2018), gesundheitsinformation.de (2023), Kingston University London (2005)