Lernen im Schlaf: Ist das überhaupt möglich?

Japanisch lernen über Nacht? Quantenphysik studieren im Schlaf? Es wäre doch traumhaft, wenn wir die Lerninhalte einfach des Nachts abspielen könnten und schwupps… am nächsten Morgen ist das Gehörte abgespeichert. Doch so einfach funktioniert es leider nicht. Unser Lernen lässt sich jedoch im Schlummerland sehr gut unterstützen!

So lernen wir im Schlaf

Während des Schlafes werden die am Tage gesammelten Gedächtnisinhalte nochmals aktiviert und so vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis überführt. Was wir am Tage erleben, wird also des Nachts erlernt. Und wir kennen das alle: Nicht alle Erfahrungen bleiben im Kopf. Vieles wird während des Schlummerns „aussortiert“ und ist am nächsten Morgen bereits vergessen.

Gerade im Tiefschlaf sortiert das Gehirn die Informationen des Tages: Wichtiges wird gespeichert, Unwichtiges herausgeschmissen. Genau hier ist der Hebel für alle Lernenden: Der Filter, den unser Gehirn während des Schlafes anwendet, um Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, lässt sich nämlich beeinflussen.

Gerüche und Geräusche fördern das Lernen

Während wir schlafen, sind Gehirn und Sinnesorgane nicht komplett untätig – unsere Umwelt nehmen wir (in abgeschwächter Form) weiterhin wahr. Dabei lässt uns nicht jedes Geräusch oder jede Berührung aufwachen. Doch Forschungen haben gezeigt: auch leichte Reize werden wahrgenommen. Beim Lernen verhält es sich so: Was uns begeistert oder überlebenswichtig ist, wird besonders leicht erlernt, sprich schnell ins Langzeitgedächtnis überführt. Bei allem anderen tun wir uns etwas schwerer. Und genau das lässt sich durch leichte Sinnesreize wie Gerüche oder sehr leise Geräusche erleichtern.

 

Lernen mit Gerüchen

Forschende haben herausgefunden, dass bereits ein nach Rosenduft riechender Briefumschlag beim Lernen neuer Inhalte, dem nächsten Schlafen und dem abschließenden Testen ausreicht, bessere Lernergebnisse zu erzielen. Hierfür muss man den Umschlag in allen drei Situationen stets neben sich platzieren. Neue Vokabeln oder die Positionen von Gegenständen konnten so besser erlernt werden. Die Erklärung: Der Duft erhöht scheinbar die vom Gehirn wahrgenommene Wichtigkeit der Lerninhalte. Gemäß der Annahme, was wir häufig riechen, muss auch wichtig sein. In der nächsten Lernphase also einmal markante Gerüche beim Pauken, Schlummern und der Prüfung ausprobieren!

 

Lernen mit Geräuschen

Ähnlich wie bei Gerüchen, können auch des Nachts gehörte Geräusche das Lernen unterstützen. Wichtig ist, dass die Töne nicht lauter als die allgemeinen Hintergrundgeräusche sind. Wir wollen ja nicht davon aufwachen – gestörter Schlaf gefährdet nämlich den Lernerfolg enorm.

Getestet wurde dies in einem wissenschaftlichen Experiment: Die Teilnehmenden prägten sich in einer Lerneinheit am Tage die Position von z. B. Gegenständen oder Tieren ein, indem sie das dazu passende Geräusch hörten. So etwa ein auf einem Herd platzierter Teekessel und dazu das typische Pfeifen, oder eine Katze auf einer Fensterbank samt Miau-Ton. Nachts wurden nur einige – jedoch nicht alle – dieser Geräusche den Teilnehmenden erneut leise vorgespielt, ohne sie dadurch aufzuwecken. Das Erstaunliche: Die Positionen von Gegenständen und Tieren, für die nachts der passende Ton erneut gehört wurde, blieben besser in Erinnerung! Der Lerninhalt wurde durch das jeweilige Geräusch während des Schlafes erneut aktiviert und so gezielt im Gedächtnis gefestigt.

Gesunder Schlaf entscheidend für Lernerfolg

Auch ohne Düfte und Töne ist gesunder, ausreichender Schlaf entscheidend für ein erfolgreiches Lernen. Bei gestörten Schlafphasen kann das Gehirn das frisch angeeignete Wissen schlechter ins Langzeitgedächtnis überführen. Auch sind wir am nächsten Tag weniger aufnahmefähig. Generell lässt sich sagen, dass alles, was unseren Tiefschlaf stört, auch unserem Lernerfolg schadet. Die Disziplin beim Lernen erscheint demnach ebenso wichtig wie eine gute Schlafhygiene. Dafür gilt es, Schlafstörer zu eliminieren, wie z. B. zu spätes, üppiges Essen oder Alkohol am Abend. Ebenso ist es wichtig, Schnarchen zu beseitigen oder die Gesundheit gefährdendes Schnarchen mit Atemaussetzern (obstruktive Schlafapnoe) zu behandeln.

 

Fazit:

Lernen nur durch das Hören beim Schlafen, scheint leider nicht möglich zu sein. Gesunder und ausreichender Schlaf ist jedoch entscheidend für die Unterstützung des Lernerfolgs. Zudem können Gerüche und Geräusche das nächtliche Lernen gezielt unterstützen.

Allgemein gilt: Wenn wir eine Nacht über ein Problem schlafen dürfen, können wir dieses besser lösen. „Schlaf mal drüber“ ist also ein wunderbarer Ratschlag!

 

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Quellen:

Rasch B et al. (2007), Neumann F, Oberhauser V & Kornmeier J (2020), Paller KA & Oudiette D (2019), Beck H (2017), Jardine A & Tanner S (2022)

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