So unterscheidet sich der Schlaf von Männern und Frauen

Unterschiede zwischen Mann und Frau? Auf den ersten Blick wird direkt klar: Der männliche und weibliche Körper unterscheiden sich im Aufbau. So zeichnet sich erster z. B. durch breitere Schultern und zweiter durch breitere Hüften aus. Das kann weitergesponnen werden für Unterschiede in der Muskulatur, dem Herz-Kreislauf-System und dem Hormonhaushalt. Und daraus resultiert tatsächlich, dass Männer und Frauen unterschiedlich schlafen.

Schlafdauer: Wer schläft länger?

Durchschnittlich schlafen Frauen länger als Männer. Woran das genau liegt, wird heiß diskutiert: Mögliche Erklärungen reichen von biologischen Faktoren bis zu sozialen Gewohnheiten. So könnten Frauen ein erhöhtes Schlafbedürfnis haben, das auf hormonelle Schwankungen im Zusammenhang mit ihrem Menstruationszyklus zurückzuführen ist. Während dieser Zeit benötigen viele Frauen auch längere Schlafenszeiten zur Bewältigung von stärkerer Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.

Schlafqualität: Hormone machen den Unterschied

Leider haben Frauen häufig eine schlechtere Schlafqualität als ihre männlichen Gegenstücke: Sie leiden öfter unter Schlafstörungen und Schlaflosigkeit. Auch hier sind wahrscheinlich hormonelle Veränderungen während des Menstruationszyklus, einer Schwangerschaft oder der Menopause die Ursachen. Während dieser Ereignisse sinken die Hormonspiegel für Östrogen und Progesteron (zeitweise oder dauerhaft). Die höheren Spiegel der Geschlechtshormone fördern sonst einen guten Schlaf. So schlafen auch Männer mit geringen Spiegeln des männlichen Geschlechtshormons Testosteron schlechter. Zudem beobachten Studien einen generell leichteren Schlaf von Frauen gegenüber Männern.

Andere Körperform – andere Schlafstörungen

Der unterschiedliche Körperaufbau kann auch dazu führen, dass sich die gleiche Schlafstörung zwischen den Geschlechtern anders abspielt. Ein Beispiel ist die obstruktive Schlafapnoe (OSA; gefährliches Schnarchen mit Atemaussetzern): Die größeren Zungen und Gaumen bei Männern sorgen dafür, dass diese bei der nächtlichen Erschlaffung der Muskulatur die Atemwege eher blockieren. Zudem haben Männer meist einen größeren Halsumfang, was ein zusätzliches Risiko für nächtliche Atemaussetzer ist.

Dies verschärft sich mit zunehmendem Alter: Wenn die Körperfülle in den späteren Lebensphasen häufig zunimmt, geschieht das bei Männern und Frauen meist in unterschiedlichen Körperregionen. Bei Männern ungünstigerweise eher im Hals-, Brust- und Bauchbereich, was in der Schlafposition mehr Gewicht auf die Atemwege bedeutet. Bei Frauen setzen sich die Fettpolster hingegen eher in der Hüfte und an den Schenkeln an, was keinen Einfluss auf die Atmung hat. Das führt zu sehr unterschiedlichen Ausprägungen einer OSA: Frauen schnarchen leiser und leiden weniger unter Tagesschläfrigkeit als Männer. Allerdings leiden sie häufiger unter Ein- und Durchschlafstörungen, depressiven Verstimmungen und Kopfschmerzen. Das führt oft dazu, dass das gefährliche Schnarchen bei Frauen seltener erkannt und erst spät behandelt wird.

Demgegenüber haben männliche OSA-Patienten ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko, da ihre Atemaussetzer zu längeren Phasen mit zu wenig Sauerstoff in den Organen führen. Dadurch wird das Herz stärker belastet und Entzündungsprozesse in den Blutgefäßen ausgelöst. Dieses Risiko ist bei männlichen Patienten, die bereits an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, besonders hoch.

Frauen fragen häufiger nach einer anderen Apnoe-Therapie

Bemerkenswert ist auch, dass Frauen mit OSA oft besser mit einer Anti-Schnarchschiene (Unterkieferprotrussionsschiene) zurechtkommen als mit CPAP-Masken. Dies liegt unter anderem daran, dass die Geräusche, die ein CPAP-Gerät macht, bei Frauen den ohnehin leichteren Schlaf stärker stören können. Viele empfinden die Anti-Schnarchschiene im Mund angenehmer als die Maske, die auf dem Gesicht sitzt. Somit bedarf es stets eines auf das jeweilige Geschlecht und die Umstände angepassten Therapieansatzes, um die Gesundheit und den Schlaf individuell und optimal zu unterstützen.

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Quellen (Kurzversion):

Hohmann-Jeddi C (2014), Zerbst M (2022), Waldmann W (2023), Bailey M & Silver R (2014), Mong JA & Cusmano DM (2016), Wittert G (2014)

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