Keine Angst vor dem Schlaflabor: Auf der Suche nach gesundem Schlaf
Was ist eigentlich ein Schlaflabor? Eine Einrichtung, die speziell für die Untersuchung und Diagnose von Schlafstörungen entwickelt wurde – z. B. einer obstruktiven Schlafapnoe. Aber was passiert dort eigentlich? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass wir keine Angst vor dem Laborschlaf haben müssen.
Nächte ohne Erholung – ein Fall für das Schlaflabor
Für unser Gedankenexperiment nehmen wir mich als fiktiven Patienten. Stellen wir uns hierfür vor, ich hätte seit mindestens sechs Monaten Schlafprobleme. Mein Schlaf ist nicht mehr erholsam – ich wache morgens gerädert, statt ausgeruht auf und leide tagsüber unter starker Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Ich denke mir: Das kann es doch nicht sein und frage meine Hausärztin, ob sie die Situation medizinisch abklären kann. Dabei äußert sie den Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe (Schnarchen mit gefährlichen Atemaussetzern). Das wiederum kann tagsüber Sekundenschlaf und chronische Erkrankungen aufgrund der ausbleibenden Erholung und Zusatzbelastung auslösen – wie, als würde der Körper um Hilfe schreien. Um das sicher abzuklären, bedarf es weiterer Untersuchungen, die nur eine spezialisierte Einrichtung durchführen kann. Die Ärztin überweist mich daher an das nächstgelegene Schlaflabor. Zugegeben: Termine sind hier wirklich rar und ich muss Geduld aufbringen. Aber es soll mir ja meinen erholsamen Schlaf zurückbringen…
Was ist ein Schlaflabor?
In einem Schlaflabor wird der Schlaf von Patientinnen und Patienten mit anhaltenden Schlafstörungen überwacht und diagnostiziert. Es ist meist Teil einer Klinik oder eines schlafmedizinischen Zentrums. Ein Team aus Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen arbeitet hier zusammen, um herauszufinden, was mich genau von einem gesunden Schlaf abhält. So können neben der Schlafmedizin auch die Gebiete der inneren Medizin, Kardiologie, Lungenheilkunde, Neurologie und Psychologie zur Ursachensuche für meine gestörten Nächte hinzugezogen werden.
Die Untersuchung im Schlaflabor
Damit meine Schlafqualität im Schlaflabor untersucht werden kann, muss ich dort vor allem eines: schlafen. Bevor ich dort eine Nacht verbringe, gibt mir das Schlaflabor zuerst ein kleines Gerät zur Voruntersuchung der möglichen Schlafapnoe mit nach Hause. Es wird in der Nacht Schlafstörer wie Atemaussetzer oder eine übermäßige Herzfrequenz aufzeichnen. Da hier tatsächlich Auffälligkeiten festgestellt werden, wird eine tiefergehende Untersuchung im Schlaflabor angesetzt, die meist ein bis zwei Nächte dauert.
Am Tag meiner geplanten Übernachtung packe ich wie für einen Hotelbesuch und fahre ins Schlaflabor. Dort bespreche ich alle offenen Fragen mit den Schlafmedizinern und begebe mich anschließend in mein Schlafquartier. Vom Wort „Labor“ bitte nicht beirren lassen: Die Patientenzimmer sind meist bequem und wohnlich eingerichtet – man soll ja angenehm schlafen können. Die Untersuchung beginnt in der Regel am Abend. Zwischen 20 und 22 Uhr werde ich für die Nacht verkabelt. Von nun an und während der ganzen Nacht überwachen Sensoren meine Hirnaktivität sowie die Körperfunktionen. Aufgezeichnet und analysiert werden meine Gehirnströme, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut, Augenbewegungen und Muskelaktivität. In bestimmten Fällen werden auch Audio- und Videoaufzeichnungen gemacht.
Nach der Untersuchung: Wie geht es weiter?
Die Nacht ist vorbei – ich habe in dieser fremden Umgebung und verkabelt besser geschlafen als erwartet. Selbst wenn der Schlaf nicht hundertprozentig gleich war wie zu Hause, sind die Ergebnisse meist ausreichend aussagekräftig. Am Morgen ist es die Aufgabe der Ärzte, genau das zu beurteilen: Die Auswertung der gesammelten Daten steht an. Das geht meist relativ schnell und die Fachleute erklären mir die Ergebnisse samt Befund. Nun habe ich es schwarz auf weiß: eine obstruktive Schlafapnoe. D. h. ich habe Atemaussetzer und meine Sauerstoffversorgung ist zeitweise unterbrochen. Neben dieser Diagnose erhalte ich auch auf meinen Fall zugeschnittene Therapieempfehlungen. Je nach Schweregrad der Schlafapnoe kommen in der Regel sogenannte CPAP-Beatmungsmasken zum Einsatz. Eine von vielen angenehmer empfundene Alternative sind Unterkieferprotrusionsschienen (UKPS), die den Unterkiefer im Schlaf vorne halten. Die Atemgänge bleiben dadurch offen und die Sauerstoffzufuhr ist gewährleistet. Die beim Zahnarzt individuell angepassten Schienen, die ich nachts einsetze, helfen gegen Atemaussetzer und Schnarchen. Was ich noch nicht wusste: Das Schlaflabor kann mir eine Veranlassung schreiben für eine Schienentherapie bei meinem Zahnarzt.
Wissenswertes rund um Schlafstörungen
- Mehr als 6 bis 10% der Menschen leiden hierzulande an behandlungsbedürftigen Ein- und Durchschlafstörungen – Tendenz steigend.
- Schlafmediziner unterscheiden heute über 50 verschiedene Schlafstörungen.
- Schlafmangel = weniger als 42 Stunden Schlaf pro Woche
- Der Orthos Schlafreport hat die Auswirkungen von Schlafstörungen auf den Alltag untersucht: 42,6% leiden unter Tagesmüdigkeit, 31,9% fühlen sich müde und schlapp, 27,7% wachen mit einem trockenen Mund auf und 6% fallen sogar in Sekundenschlaf.
- Andauernde Schlafprobleme erhöhen das Risiko für chronische Erkrankungen. Beispiele sind Herz-Kreislauferkrankungen, Depressionen oder Diabetes.
- Über 300 Schlaflabore gibt es deutschlandweit, einsehbar auf der Liste der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. (DGSM): https://www.dgsm.de/gesellschaft/fuer-patienten/schlaflabore
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Quellen:
Orthos (2021), Orthos (2023), DGSM (2021) NDR (2023), Rudolf-Müller E (2019), Stuck BA, Arzt M, Fietze I et al. (2020), Kneifel G (2016)