Getrennte Schlafzimmer: Fluch oder Segen?

Getrennte Schlafzimmer – kaum ausgesprochen, schon startet das zweifelnde Kopfkino: Scheitert jetzt die Beziehung? Oder könnten sie vielleicht sogar gut für die Beziehung sein? Schlafen wir getrennt wirklich besser?! Mögen wir uns dadurch mehr oder vermissen wir uns zu sehr? Würde uns die nächtliche Nähe krass fehlen, oder führen wir ausgeschlafen eine innigere Beziehung? Tatsächlich gibt es gute Gründe für und auch gegen das getrennte Schlafen.

Sollten wir in getrennten Zimmern schlafen?

Das kommt ganz auf die individuelle Situation an – und vor allem auf die Beweggründe für diesen Schritt. Eine bereits angeknackste Beziehung, mit deutlich entfremdeten Partnern, werden getrennte Betten wahrscheinlich noch weiter entzweien. Haben beide Partner hingegen ein hohes Bedürfnis nach Autonomie und Privatsphäre, kann die nächtliche Trennung durchaus zu einem harmonischeren Miteinander beitragen. Denn: Anders als das Stereotyp „in einer gesunden Beziehung muss man auch in einem Bett schlafen“ uns weiszumachen versucht, muss das keineswegs der Gradmesser für eine funktionierende Partnerschaft sein. Vielmehr ist entscheidend, wie liebevoll wir generell miteinander umgehen und auch, wieviel Freiheit wir dem anderen lassen.

Die Krux dabei: Die Schlafsituation muss für beide passen. Hat der eine Partner ein besonderes Bedürfnis nach Nähe, während die andere Person eher Freiraum braucht, steigt das Potenzial für Frust und Konflikte. Es gibt aber auch ganz andere Gründe, die ein gemeinsames Schlafzimmer unmöglich machen: wenn z. B. Schnarchen oder weitere Schlafstörungen die erholende Nachtruhe verhindern.

Das spricht für getrennte Betten

Größter Vorteil der nächtlichen Trennung: Der Schlaf kann besser und erholsamer werden. Denn der Hauptgrund für getrennte Betten sind nächtliche Störungen durch den Partner oder die Partnerin: Im Orthos Schlafreport gaben 69 % der befragten, in Partnerschaft lebenden Menschen daher Schnarchen als Ursache an. Abgesehen davon, dass schnarchende Partner den Bettnachbarn nachts etwa eine Stunde Schlaf stehlen, schlafen wir Menschen wissenschaftlich gesehen alleine etwas ruhiger. Die gute Nachricht: Schnarchen lässt sich behandeln – z. B. mit individuell angepassten Anti-Schnarchschienen. Mehr dazu im Beitrag „Schluss mit Schnarchen: Weniger Lärm bedeutet besser schlafen“.

Ein anderer Pluspunkt ist die bereits angesprochene Privatsphäre: Getrennte Schlafzimmer bieten jedem Partner mehr Privatsphäre und persönlichen Freiraum. Typbezogen kann dies wichtig sein, um Zeit für sich selbst zu haben oder sich zurückziehen zu können.

Auch könnten sich dadurch die Konflikte in der Beziehung reduzieren. Haben beide Seiten mehr Freiraum und sind durch die gestiegene Schlafqualität vor allem ausgeschlafener und gelassener, fördert das die Harmonie. Schlafmangel und Schlafstörungen erhöhen dagegen die Reizbarkeit und das Konfliktpotenzial. Zudem kann der durch getrennte Betten geschaffene Freiraum mögliche Spannungen entlasten, die durch unterschiedliche Tagesabläufe von Paaren entstehen. Sprich, wenn nur eine Person besonders frühe bzw. späte Arbeitszeiten oder gar Schichtdienst hat.

Darum sind getrennte Betten keine gute Idee

Die Entscheidung für getrennte Betten sollten nie einfach so getroffen werden. Beziehungsrituale können, die hier wegfallende Nähe ersetzen: intimes Kuscheln am Abend vor der Verabschiedung in die getrennten Schlafzimmer helfen, dass sich Paare nicht emotional voneinander entfernen.

Die gemeinsame Zeit im Bett nutzen viele Paare, um vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen miteinander zu kommunizieren. Je mehr Kommunikation es in einer Beziehung gibt, sei es über Alltägliches, am Tage erlebtes oder die gegenseitigen Gefühlswelten, umso mehr kann das verbinden.

Sind Sicherheit und Nähe wichtige Pfeiler der Partnerschaft, dann sollten diese durch das getrennte Schlafen nicht ausgehebelt werden. Viele Menschen fühlen sich in einer Beziehung sicherer und geborgener, wenn sie neben ihrem Partner schlafen. Das schafft Intimität und Verbundenheit.

Mein Fazit

Letztendlich ist die Entscheidung für oder gegen getrennte Schlafzimmer eine persönliche und individuelle Wahl. Ein offenes Gespräch, in dem jeder seine Bedürfnisse und Wünsche ausspricht, hilft bei der Entscheidung. Nur so ist es möglich, auch Kompromisse zu finden. Die Zimmer müssen ja nicht direkt komplett getrennt werden, sondern vielleicht nur für manche Nächte oder Situationen, während man in allen anderen Nächten weiterhin Bett und Schlafzimmer teilt. Die Behandlungsmöglichkeiten von Schlafstörungen können hier helfen: Schnarchen mit Atemaussetzern (obstruktive Schlafapnoe) lässt sich z. B. durch CPAP-Masken oder geräuschlose Unterkiefer-Protrussionsschienen (UPS) behandeln. Die Anti-Schnarchschienen vom Zahnarzt helfen auch Murmelschnarchern, die keine gesundheitsschädigenden Atemaussetzer haben, aber die Schlafpartner empfindlich stören. Das ist nicht nur gut für die Beziehung, sondern auch für die Gesundheit von Schnarchern sowie Beschnarchten.

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Orthos Schlafreport 2021

Quellen:

Orthos (2021), Keller et al. (2019), AOK (2022), HR (2023), Beninati W et al. (1999), Pankhurst FP & Home JA (1994)

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